Den Pflanzen beim Wachsen zusehen
Eine Methode, mich zu erden und zu verlangsamen, ist es, Pflanzen beim Wachsen zuzusehen. Und immer im Frühjahr kommt die Lust dazu, ein paar Samen auszustreuen und zu sehen, was passiert. Das ist die Beobachtungsvariante für Ungeduldige, denn natürlich wachsen kleine neue Pflänzchen wesentlich schneller als große Topfpflanzen oder die Bäume draußen. Ich finde es total spannend, wie innerhalb weniger Tage aus unscheinbaren Samen verschiedenster Größe kleine Pflanzen mit einem ganz eigenen Charakter sprießen. Das hat mich schon als Kind fasziniert. Natürlich lässt sich diese schöne Beschäftigung auf der Fensterband das ganze Jahr hindurch anfangen, aber der Frühling, wenn draußen alles wieder anfängt, auszutreiben und grün zu werden lädt immer besonders dazu ein.
In diesem Jahr habe ich mir als Belohnung und kleine Motivation für eine anstrengende Arbeitsphase ein Mini-Beet mit Decken gegönnt, und nun schaue ich sehr interessiert dabei zu, wie meine kleinen Kohlrabi-Pflänzchen sich gen Sonne recken. Ich bin sehr gespannt, ob es denn später auf dem Balkon auch Kohlrabi zu Ernten geben wird, aber erst einmal bin ich schon sehr glücklich, sie zu begießen und anszusehen. Und weil es so schön ist und ich mich im Baumarkt nicht so richtig entscheiden konnte, gibt es noch ein weiteres Beet mit Sonnenblumen, Salat, Kürbis, Bohnen und Kräutern. Und alle kleinen Pflänzchen sehen unterschiedlich aus, das ist so spannend!
Die Herbstvariante dieses experimentellen Gärtnerns, das ich schon aus meiner Kindheit kenne, ist das Einpflanzen einer Kastanie oder einer Eichel in einen Topf, wobei man nach einiger Zeit beobachten kann, wie ein kleiner Baum zu wachsen beginnt. Dieser muss natürlich später irgendwo draußen eingepflanzt werden, denn auf Dauer ist so eine große Pflanze auf dem Balkon nicht glücklich.
Und eine neue tolle Möglichkeit habe ich vor ein paar Jahren gefunden, nämlich das Pilze züchten zu Hause. Dafür kann man sogar fertige Sets bestellen, die fertig vorbereitet sind und die man nur zu gießen braucht. Einige Wochen später kann man dann fertige Pilze ernten, das fand ich auch enorm interessant.
Irgendwann habe ich vielleicht mal wieder einen Garten, in dem auch größere Projekte und reichere Ernte möglich sind. Für den Moment sind diese kleinen Pflanzexperimente auf der Fensterbank aber sicher besser geeignet, denn es entfällt das Rasenmähen und Heckeschneiden und all die Arbeiten, die in einem richtigen Garten regelmäßig anfallen und erledigt werden müssen, wenn er nicht völlig überwuchern soll. Kein Unkrautjäten, keine Vorgaben wie in Kleingärten üblich, die zu beachten wären, kein Stress mit den Nachbarn… Sondern einfach nur die Freude über das Wachstum der kleinen Pflanzen, langsam und entspannt. Das ist ganz nach meinem Geschmack.
Ich wünsche Euch viel Spaß, falls Ihr auch Lust bekommen haben solltet, Euch ein kleines Mini-Gärtchen anzulegen. Einen schönen Frühling allerseits!
Catrin Grobbin