Was wirklich zählt
Eigentlich wollte ich vor einigen Wochen an dieser Stelle einen Artikel über gelungenes Zeitmanagement schreiben, aber daraus ist etwas viel Tiefgehenderes geworden. Deshalb habe ich den Artikel danach auch noch ein Weilchen liegen lassen, um zu sehen, ob ich ihn wirklich veröffentlichen möchte. Nun habe ich mich dafür entschieden. Hier ist er:
Gelungenes Zeitmanagement, das bedeutet für mich nicht in erster Linie, ob ich alles geschafft habe, was ich wollte oder sogar noch mehr, sondern auch, ob es Zeit für die wirklich wichtigen Dinge schafft und ermöglicht.
Gelungenes Zeitmanagement kann z.B. bedeuten, die Zeit zu haben, unterwegs stehenzubleiben und einem Baum voller Vögel zuzuschauen und das Leben zu genießen. Oder wie ich es vor kurzem getan habe, die Zeit zu haben, morgens auf dem Weg zur KiTa mit dem Kinderwagen kurz stehenzubleiben und mit dem eigenen Kind gemeinsam einem Baukran bei der Arbeit zuzusehen. Und (evtl. nach einer ersten “erwachsenen” Ungeduldsaufwallung) auch gespannt wie ein Kind zu schauen, was der nun so macht. So sah es aus:
Bevor ich diesen Artikel fertigschreiben konnte, hat das Leben mir eine noch viel tiefere Ebene dieses Themas gezeigt. “Gelungenes Zeitmanagement” kann an auch unter dem Aspekt betrachten, dass wir am Ende unseres Lebens die Sinnhaftigkeit unserer Lebenszeit vermutlich nicht in erledigten Emails oder abgearbeiteten To-Do-Listen messen werden, sondern vielmehr in der Zeit, die wir sinnvoll, achtsam und bewusst verbracht haben, und in der Zeit, die wir mit und für unsere Liebsten hatten.
Ich möchte einen privaten Moment mit euch teilen und hoffe, dass Ihr ihn wertschätzt: Vor einigen Wochen war ich mit meiner Familie bei einem mir sehr lieben Menschen – um mich zu verabschieden. Dieses Leben wird in der physischen Form in absehbarer Zeit zu Ende gehen, und es ist wohl das letzte Mal gewesen, dass wir uns in dieser Form gesehen haben… (Nachtrag heute: Ich hatte Recht, zwei Tage später hat dieser mir sehr liebe Mensch diese physische Form endgültig verlassen…)
Neben Trauer und Abschiedsschmerz, die bei diesen Gelegenheiten natürlich sehr im Vordergrund stehen, rückt eine solche Begegnung für mich auch immer wieder vieles in meinem Leben in ein anderes Licht. Was ist mir WIRKLICH wichtig? Was ZÄHLT? Lohnt es sich, sich abzuhetzen und alles 150%ig zu erledigen, oder ist etwas anderes vielleicht wichtiger? Was finde ich wirklich SINNvoll?
Nebenbei bemerkt ist die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu fühlen und zu akzeptieren, aus meiner Erfahrung absolut unabdingbar, um in diesen existentiellen Momenten überhaupt einen klaren Gedanken fassen zu können und sie als wertvoll und womöglich sogar schön erleben zu können.
In Zahlen ausgedrückt hat es mich und meine Familie zwei Arbeitstage und einen “Nachwirktag”, eine Hotelübernachtung und vier Stunden Autofahrt “gekostet”, dieses Treffen möglich zu machen, und es war JEDE MINUTE WERT! Dafür mache ich jetzt eben irgendeine Arbeit schneller oder später. Und selbst, wenn etwas wegfällt, ich würde es nicht ändern! Am Ende ist nichts so kostbar, wie die Momente, die man gemeinsam mit seinen Lieben hatte. Alle Produktivität und Einkommenssteigerungen und abgearbeiteten Aufgaben dieser Welt können damit nicht mithalten.
Wie schon gesagt, eigentlich sollte dies ein Artikel über gelungenes Zeitmanagement werden…
In diesen Sinne wünsche ich Euch viel Sinn-volle Zeit und immer den Blick für die richtigen Prioritäten, so dass es euch gelingt, die zur Verfügung stehende Zeit sinnvoll zu nutzen. Und das meine ich eben bewusst bezogen auf das, was für euch persönlich das WICHTIGE im Leben ist.
Habt Ihr auch solche Erfahrungen gemacht? Dann lasst gern einen Kommentar da.
Herzliche Grüße
Eure Catrin Grobbin
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